Volla Phone 22: Linux-Handy im Praxis-Test (2024)

Datenschutz-Smartphone

Volla Phone 22: Linux-Handy im Praxis-Test (1)

Auf dem Volla Phone 22 läuft sowohl VollaOS, als auch Ubuntu Touch.

Foto: COMPUTER BILD

Uhr

Nils Fischer

Das Volla Phone 22 ist etwas Besonderes: Auf dem Smartphone können Sie mehrere Betriebssysteme gleichzeitig installieren. Wie das funktioniert und was das Gerät sonst zu bieten hat, zeigt der Praxis-Test.

Testfazit

Die Idee des Volla Phone 22 ist spannend und für viele Systemsoftware-Fans sicherlich ein wahr gewordener Traum. Auch für Menschen, denen Datenschutz wichtig ist und die nicht allzu sehr von Google abhängig sein möchten, ist das Volla-Handy interessant. Leider hinkt die Hardware zurück. Eine schlechte Kamera, ein dunkles Display und ein lahmer Prozessor trüben den Eindruck. In der Preisklasse gibt es Smartphones, die mehr Tempo draufhaben, schönere Bilder aufnehmen und schneller geladen sind. Dafür haben sie weniger Sicherheitseinstellungen und sind auf Google angewiesen. Bastler und Linux-Fans greifen zu, alle anderen sollten sich den Kauf zweimal überlegen. Insgesamt verfolgt das Volla Phone 22 eine richtige und wichtige Mission. Die Software-Features und Datenschutzfunktionen bildet die Einschätzung kaum ab, lassen Sie sich daher nicht direkt von der Note abschrecken.

Pro

  • Guter wechselbarer Akku
  • VollaOS
  • Ubuntu Touch
  • Zusätzliches Betriebssystem
  • Viele Datenschutzeinstellungen

Kontra

  • Lahmer Prozessor
  • Schwaches dunkles Display
  • Schlechte Kameraqualität

Die Volla-Phones des deutschen Herstellers Hallo Welt Systeme verfolgen einen ganz anderen Ansatz als bisherige Smartphones. Im Vordergrund stehen weder die Kamera noch der Prozessor. Die Geräte von Volla setzen auf Datensicherheit und wollen sich weitestgehend von Google abkoppeln. Dafür stellt der Produzent auch ein eigenes Betriebssystem zur Verfügung: VollaOS. Außerdem können Sie weitere Betriebssystem wie Ubuntu Touch oder SailfishOS parallel installieren. Die Idee klingt spannend, doch wie ist die Umsetzung gelungen und für wen eignet sich das einzigartige Handy?

Material-Mix

Das Gehäuse des Volla Phone 22 ist eine Mischung aus Glas und Kunststoff. Der Rahmen ist aus Plastik, während die Rückseite großflächig aus Glas besteht. Auch das Kamera-Modul in der linken oberen Ecke ist in Glas gefasst. Auf der hinteren Seite liegen mittig der Fingerabdrucksensor und das Volla-Logo darunter. Der rote Power-Button sitzt an der linken Seite unter der Lautstärkewippe. An der Unterseite befinden sich der USB-C-Anschluss, die Lautsprecher und eine Klinkenbuchse. Insgesamt wirkt das Volla Phone 22 in der Hand klobig und ist definitiv kein Blickfang wie etwa die

Pixel-Smartphones

von Google. Dafür lässt das Handy tief blicken: Die Rückseite ist abnehmbar und gewährt so einen Blick ins Innere. Dort steckt der wechselbare Akku und Sie legen bis zu zwei SIM-Karten und eine SD-Karte ein.

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Schwacher Prozessor, solider Akku

Der Chip und der Arbeitsspeicher (RAM) lassen heutzutage wohl keine Herzen mehr höher schlagen. Hallo Welt Systeme verbaut 4 Gigabyte (GB) RAM und den MediaTek Helio G85. Der sorgt im Alltag für eine flüssige Bedienung, bei aufwendigen Apps oder Spielen knickt der Prozessor jedoch ein. Positiv sticht der 4.500 mAh starke Akku hervor. Der hält den Alltag durch und lässt sich drahtlos wieder aufladen. Das Laden dauert jedoch seine Zeit, denn auf Fast-Charging verzichtet der Hersteller. Doch eines der Hauptargumente für das Volla-Gerät ist der austauschbare Akku, der sich unkompliziert ersetzen lässt. Der Fingerabdrucksensor ist zwar zuverlässig, dafür lahm. Inhalte stellt das 6,3 Zoll große Display mit 2340x1080 Pixeln dar und im Bildschirm liegt die Frontknipse in einer Tröpfchen-Notch. Dicke schwarze Balken umranden den Touchscreen, der leider nicht besonders hell ist. Bei starkem Lichteinfall erkennt man fast nichts mehr.

Kameras

Wenn Ihnen gute Fotos und Social Media am Herzen liegen, ist das Volla Phone für Sie nicht die richtige Wahl. Die 48-Megapixel-Kamera liefert unscharfe und detaillose Bilder. Die Ultraweitwinkel- und Makrokamera sowie der Zoom machen es auch nicht besser, denn durch den Zoom werden die Bilder nur noch matschiger. Immerhin liefert die Frontkamera brauchbare Selfies. Zudem fehlt es an vielen Extras: Porträt-Modus, Panoramen und Zeitraffer- sowie Slow-Motion-Videos beherrscht das Handy nicht.

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VollaOS und Datenschutz

Kommen wir zur Herzensangelegenheit von Hallo Welt Systeme: Datenschutz. Der Produzent will ein Handy anbieten, das so gut wie möglich auf Google verzichtet. Zwar basiert das hauseigene Betriebssystem auf Android, doch der Hersteller baut einige Optionen ein, um ohne den großen US-Konzern auszukommen. So befindet sich auf dem System ergänzend zum Play Store ein eigener Shop namens Aurora. Der weißt Sie auf Tracker hin und es lassen sich anonym Apps herunterladen. Außerdem finden Sie in den Einstellungen von VollaOS detaillierte Datenschutz-Optionen und stellen die App-Berechtigungen ein.

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Zudem bietet VollaOS einen Sicherheitsmodus, der die Hintergrundaktivitäten von Apps reduziert und gezielt Internetadressen sperrt. Damit schützen Sie Ihre Privatsphäre und Kinder vor schädlichen Inhalten. Der Modus lässt sich nur per Passwort deaktivieren. Ein weiteres Sicherheitsfeature ist die Bildschirmfixierung. Ist die aktiviert, führt das Handy nur noch eine Anwendung aus. Das ist praktisch, wenn Sie etwa einer anderen Person das Gerät kurz überlassen, aber nicht wollen, das sie auf andere Anwendungen zugreifen kann. Wenn Sie vor Google und anderen Datenkraken sicher sein wollen, ist das Volla Phone 22 ein praktischer Begleiter, der Ihnen viele Tools und Optionen an die Hand gibt.

Alternative Betriebssysteme

Das absolute Alleinstellungsmerkmal allerdings ist die Möglichkeit, mehrere Betriebssysteme gleichzeitig zu installieren. Was Sie dafür brauchen, ist eine schnelle SD-Karte mit mindestens 32 GB Speicher, eine Internetverbindung, die Bedienungsanleitung – und leider auch einen langen Geduldsfaden. Wenn Sie kein Profi sind, stellt sich die Installation als kompliziert heraus.

Wichtig: Wenn Sie die SD-Karte einlegen, wählen Sie, ob Sie damit den internen Speicher erweitern oder ihn als externes Medium verwenden möchten. Um ein zweites System zu installieren, müssen Sie unbedingt die externe Variante wählen, sonst klappt gar nichts. Anschließend gehen Sie in die Einstellungen und öffnen den Bereich Volla Boot Manager. Falls eine Fehlermeldung erscheint, tippen Sie auf die drei Striche oben links und wählen dann SD-Karte aus. Danach müssen Sie die vorhandenen Partitionen (Speicherbereiche) löschen. Jetzt erstellen Sie neue Metadaten, indem Sie auf den freien Speicher klicken. Tippen Sie nun auf den verbleibenden Speicherplatz, um einen Speicherbereich für die Betriebssoftware zu erstellen.

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Wenn Sie den Speicherplatz geöffnet haben, wählen Sie im Auswahlbereich Betriebssystem-Daten aus und bestätigen die Konfigurationen, ändern Sie daran nichts. Im nächsten Schritt legen Sie die Speichergröße für die Benutzerdaten fest. Öffnen Sie dafür im Ausklapp-Menü OS-Benutzerdaten und weisen dem Sektorbereich eine Größe von mindestens 32 GB zu. Nun fehlt noch eine Partition für ein weiteres Betriebssystem und für einen externen gemeinsamen Speicher. Tippen Sie wieder in der Liste auf Betriebssystem-Daten und bestätigen Sie die Parameter. Für den gemeinsamen Speicher generieren Sie einen Speicherbereich und klicken im Auswahlbereich auf Externer Speicher.

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Wenn alle nötigen Partitionen vorhanden sind, berühren Sie die drei Streifen und öffnen den Reiter ROMs. Dort sehen Sie die derzeitig installieren Betriebssysteme. Gehen Sie nun auf das Symbol links unten und wählen das gewünschte Betriebssystem wie Ubuntu Touch oder SailfishOS aus. Folgen Sie den Installationsanweisungen und bestätigen Sie alle Konfigurationen. Anschließend lädt das Handys die Daten herunter. Nach einem Neustart erscheint ein Auswahl-Menü. Hier wählen Sie, welches System Sie nutzen möchten. Zum Scrollen betätigen Sie die Laut-und Leisetasten und zum Bestätigen den Power-Button.

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Linux-System

Im Volla-Shop stehen zwei Versionen des Vola Phone 22 zur Auswahl: eine mit VollaOS und die andere mit Ubuntu Touch. Das Linux-System setzt ebenfalls auf Datensicherheit und will volle Kontrolle sowie eine einfache Bedienung bieten. Den Komfort ermöglicht die Seitenleiste. Dort legen Sie wichtige Apps wie die Kamera-Software oder den Browser ab, für die Kontrolle steht das sogenannte Terminal bereit. Dort geben Sie Befehle ein, die das Handy ausführt. Mit dem Kommando arecord test.wav starten Sie etwa eine Audio-Aufnahme und mit dem Befehl aplay test.wav spielen Sie die Sound-Datei wieder ab.

Das Betriebssystem bedarf Eingewöhnungszeit und für das Terminal müssen Sie sich in das System und die Funktionen einlesen. Für Linux-Fans oder solche, die es werden wollen: ein Traum! Für den gewöhnlichen Smartphone-User: wohl zu kompliziert. Aber auch für diejenigen, die auf Google verzichten möchten, ist Ubuntu Touch spannend.

Preise und Verfügbarkeit

Das Volla-Phone gibt es in vier Ausführungen: ein Weißes und ein Schwarzes mit Ubuntu Touch sowie ein Weißes und ein Schwarzes mit VollaOS. Alle Versionen kosten 452 Euro mit 128 Gigabyte Speicherplatz.

Fazit

Die Idee des Volla Phone 22 ist spannend und für viele Systemsoftware-Fans sicherlich ein wahr gewordener Traum. Auch für Menschen, denen Datenschutz wichtig ist und die nicht allzu sehr von Google abhängig sein möchten, ist das Volla-Handy interessant. Leider hinkt die Hardware zurück. Eine schlechte Kamera, ein dunkles Display und ein lahmer Prozessor trüben den Eindruck. In der Preisklasse gibt es Smartphones, die mehr Tempo draufhaben, schönere Bilder aufnehmen und schneller geladen sind. Dafür haben sie weniger Sicherheitseinstellungen und sind auf Google angewiesen. Bastler und Linux-Fans greifen zu, alle anderen sollten sich den Kauf zweimal überlegen.

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